Auf den ersten Blick haben öffentliche Verkehrsmittel mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht viel zu tun. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich aber ein anderes Bild:
In Familien sind heute vielfach beide Eltern berufstätig. Da auch in zeitlicher Hinsicht Familie, Beruf und die umfangreiche Hausarbeit einer Familie mit Kindern unter einen Hut gebracht werden müssen, ist es inzwischen weit verbreitet, sich für einen Teil der Hausarbeiten eine Unterstützung zu engagieren. Man beschäftigt eine Haushaltshilfe, die beispielsweise die Reinigung und Pflege des Hauses bzw. der Wohnung übernimmt.
Auf diesem Blog reden wir aber nicht von der in Haushalten - aus welchen Gründen auch immer - sehr weit verbreiteten Schwarzarbeit, wo Haushaltshilfen manchmal bis zu 10 Jobs haben und mit ihrer unversteuerten und unversicherten Arbeit vergleichsweise gutes Geld verdienen.
Wir reden hier vielmehr überwiegend von Minijobbern, die mit ihrer legalen Arbeit maximal 450 € verdienen dürfen. Und hier kommen die öffentlichen Verkehrsmittel ins Spiel. Die meisten Minijobber können sich keinen eigenen Pkw leisten, sondern sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.
Jetzt könnte man einwenden, dass sich die Minijobber ja selbständig machen und dann mehr verdienen könnten. Bei diesen Minijobbern handelt sich aber oft selbst um Mütter mit kleinen Kindern, StudentInnen oder Rentnerinnen mit einem begrenzten Zeitkontingent oder für die sich aus anderen Gründen eine Selbständigkeit, mit allem was damit zusammen hängt, nicht lohnt oder nicht umsetzbar ist.
Hinzu kommt, dass die Haushaltshilfen in sehr vielen Fällen nicht in den Stadtteilen wohnen, wo sie arbeiten, denn Wohnraum ist in einer Stadt nicht überall zum gleichen Preis verfügbar. Daher haben sie vielfach einen weiteren Weg zum Arbeitsplatz zurück zu legen.
Die Minijobber sind daher regelmäßig auf ein gut funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz angewiesen. Die Verkehrsmittel müssen dafür in einem engen Zeittakt, pünktlich und regelmäßig fahren. Kurz gesagt, man muss sich auf sie verlassen können.
Eine legale Haushaltshilfe zu finden, ist ohnehin wegen der begrenzten Verfügbarkeit von geeigneten Minijobbern schon schwierig. Das gilt auch schon für Ortsteile einer Stadt, die bestens mit Bahnen angebunden und versorgt sind.
Wohnt aber eine Familie, die gerne eine legale Haushaltshilfe beschäftigen möchte, in einem Ortsteil am Rand der Stadt, der schlecht an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden ist. Hält dort nur alle 20 Minuten oder seltener ein Bus oder eine Bahn. Ist dieser Ortsteil aus Stadtteilen, in denen üblicherweise die Haushaltshilfen wohnen, nur mit mehrfachem Umsteigen erreichbar. Dann hat diese Familie ein großes Problem, eine legale Haushaltshilfe zu finden. Einer Haushaltshilfe ist der Weg dorthin zu lang, zeitraubend, umständlich und bei unzuverlässig fahrenden Bahnen und Bussen auch nicht kalkulierbar genug.
Da die Nachfrage nach Haushaltshilfen in zentraler gelegenen Ortsteilen, die gut mit Straßenbahnen versorgt sind, groß ist, werden Haushaltshilfen die Jobs dort immer vorziehen, sofern sie nicht zu weit vom eigenen Wohnstadtteil entfernt sind.
Für Köln kann man feststellen, dass viele Häuser und Wohnraum für Familien gerade in Stadtrandlagen entstanden sind. Diese Familien haben das Nachsehen, wenn es darum geht, eine legale Haushaltshilfe zu finden. Die Lösung kann nicht sein, dass diese Familen Schwarzarbeit in Anspruch nehmen. Vielmehr sind schnelle und zuverlässige, in kurzem Zeittakt fahrende Transportmittel, die auch durch die Familien genutzt werden können, dringend erforderlich.